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Die nassen weißen Hosen, das nasse Hemd hatten sich ganz prall an seinen Körper geschmiegt, und erstaunt hatte ich das seltsame Ebenmaß dieser schlanken Glieder gemustert, die in ihrer behenden Kraft und in der Weichheit ihrer Linien kaum schöner sein konnten.

Pi hatte dafür keinen Blick, er grinste nur wieder bissig und knurrte feindselig:

„Waschlappen, der …!! Was schadet die Nässe schon bei der Wärme! Lächerlich, sich erst umziehen!“

Kosimo hatte den Öltuchvorhang der Vorschiffskammer eng verschlossen.

Unser Boot erreichte das offene Meer, neigte sich unter dem Winddruck und zog brausend und gurgelnd mit schäumendem Kielwasser seine Bahn gen Osten. Ich saß am Steuer, konnte an dem starken Mast des als Kutter getakelten Bootes vorüber einen großen Teil des Horizontes überblicken, der im ungewissen Dämmerlicht der Tropen wie eine ferne, milchige Wand emporzusteigen schien, über die, ohne scharfe Abgrenzung, das Firmament gestülpt war mit seinen ungezählten flimmernden Pünktchen.

In mir war alles schärfste Anspannung.

Ich rechnete mit keinem friedlichen Verlassen der Gewässer des Inselchens, wir hatten die Waffen bereitgelegt, und Pi kauerte vor mir auf der Hauptstütze des leicht gewölbten Ölleinwanddaches des Heckverschlages wie ein ausgeputzter alter Affe, der in den heimischen Wäldern Sumatras den lautlos durch die Baumkronen schleichenden Panther spürt und sich zusammenduckt zum blitzschnellen Absprung in den Nacken der schwarzen, geschmeidigen Katze, die auf dem schwankenden, schmalen

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Max Schraut: Das Bergwerk der Abgeschiedenen. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1931, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Bergwerk_der_Abgeschiedenen.pdf/54&oldid=- (Version vom 30.6.2018)