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lagen über der großen Bucht, auf deren zahllosen Inselchen die Robben sich tummelten.

Coy und Allan nahmen das Boot und besorgten Fleisch. Mit acht Jungtieren kehrten sie zurück. Coy und Joachim weideten die Tiere aus, während ich den Fellbezug des Bootes löste und ihn in drei Stücke zertrennte.

Es wurde vier Uhr, bevor wir aufbrechen konnten. Das Bootsgerippe hatte das Holz zu den Schleifen geliefert. Die Last, die jeder von uns drei Männern zu ziehen hatte, war nicht gering, da wir nichts zurücklassen mochten.

Bis zum Einbruch der Dunkelheit folgten wir dem Strande der Bucht, schlugen dann im äußersten westlichen Buchtwinkel unser Fellzelt auf und benutzten den Rest des Tageslichtes für einen abermaligen Jagdzug. Coy baute aus Steinen einen Räucherofen, und bis zum Morgen hingen die Fleischstreifen im beizenden Qualm.

Und nun ging’s hinein in die große Einsamkeit dieser Insel, die auch heute noch zum geringsten Teil erforscht ist – hinein in die Steinwildnis, die erhabene Stille und Ruhe und Unberührtheit.

Wir konnten mit dem ersten Tagesmarsch zufrieden sein. Fünfzig Kilometer, schätzte ich. Das Wetter war tadellos, beinahe zu warm. Und dann die angenehme Enttäuschung: Was wir bisher von Santa Ines gewußt hatten, was Chubur wortkarg angedeutet hatte, traf nicht zu. Nein, diese Insel besaß prachtvolle Steppen, Buchenwälder, lichte Gehölze des Spindelbaumes, ganze Teppiche von Magnolien, Thujas, Fuchsien und stellenweise halb mannshohes Tussokgras. Besonders die zart rosa Magnolien wirkten aus der Entfernung wie seltsame Gemälde.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Geheimnis des Meeres. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Geheimnis_des_Meeres.pdf/80&oldid=- (Version vom 31.7.2018)