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Der Dampfer hatte außerdem 6 Motorrennboote an Bord, die von einer französischen Firma nach Sydney verkauft waren. Im Indischen Ozean überraschte ein schwerer Sturm den Dampfer und trieb ihn sehr weit südlich. Ein Maschinenschaden zwang das Schiff dann nach Abflauen des tagelangen Unwetters zu längerem Stilliegen. Eine vollkommene Windstille, die die See in einen glatten Teich verwandelte, erlaubte es den an Bord befindlichen französischen Offizieren, mit zweien der Rennboote, die ohnedies zu Wasser gebracht werden mußten, um ein Leckspringen infolge der Hitze zu vermeiden, eine Wettfahrt zu unternehmen. Peter Strupp, der sich auf dem Dampfer durch seine Anstelligkeit, Dienstwilligkeit und seinen trockenen Humor schnell beliebt gemacht hatte, erbot sich zur Bedienung des Motors des einen Bootes, das er auch allein für die Wettfahrt in Ordnung gebracht hatte. Er schien eben alles zu verstehen. Das Rennen verlief ohne Zwischenfall. Das Boot, dessen Motor der deutsche Sträfling bedient hatte, siegte. Nachdem die Offiziere wieder ausgestiegen waren, sollten die beiden Boote an Deck gehißt werden. Strupp machte sich nun absichtlich in seinem Boote noch etwas zu schaffen, und ganz unversehens warf er den Motor wieder an und jagte mit höchster Geschwindigkeit davon. Seine Absicht wurde sofort durchschaut. Die Wachen eröffneten auf das flüchtende Rennboot ein lebhaftes, aber erfolgloses Gewehrfeuer. Ein paar Offiziere machten sich in dem zweiten Boot an die Verfolgung des kühnen, schlauen Deutschen, der inzwischen einen recht großen Vorsprung gewonnen hatte. Die Jagd zog sich mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 38 bis 40 Knoten (etwa die Schnelligkeit eines Expreßzuges) drei Tage lang hin, da es Strupp selbst nachts nicht glückte, die Entfernung zwischen seinem und dem zweiten Boot derart zu erweitern, daß der an Bord des Verfolgers aufgestellte Scheinwerfer ihn nicht erreichte. Wie sich später zeigte, hatte das Gewehrfeuer der Wachen den Motor doch ein wenig beschädigt, sonst wäre das andere

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W. Belka: Das Gold der Najade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Gold_der_Najade.pdf/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)