X. Y.: Das Kirchweihfest | |
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Hochzeit, kommen, und wenn der Bauer hiedurch also zum Kirchweihschmauß, so wie durch die vorhergegangene Predigt privilegirt zu seyn glauben darf; so wird jeder Unparteyische leicht einsehen, an wem die Schuld liegt, daß die Kirchweihen noch nicht aus der Mode gekommen sind. Sehr selten vermögen weltliche Verordnungen das zu bewirken, was ein unbescholtener Geistlicher bey seiner ihn ehrenden Gemeinde ganz leicht ausrichten kann. Er versuche es nicht ein, sondern etliche male, die Kirchweih-Predigt, wofür er meistens besonders bezahlet wird, zu unterlassen, er lade keine Gäste ein, zum Zeichen, daß er in seiner Art sich nicht selbst ein erlaubtes Vergnügen machen wolle, und zum unumstößlichen Beweis seiner Orthodoxie verbitte er sich auf das strengste alle Kirchweih-Kuchen und Braten, und sehe dann zu, ob er sein geistliches Netz mit Vortheil ausgeworfen habe. Mir scheinet, er würde mit dieser Selbstverläugnung mehr gehofftes Gute ausrichten, als von herrschaftlichen Befehlen zu erwarten ist, gegen deren Urheber der Unterthan immer mißtrauisch ist, weil er solche ohne Ausnahme als Prätendenten auf seinen Beutel ansiehet.
X. Y.: Das Kirchweihfest in: Journal von und für Franken, Band 2. Raw, Nürnberg 1791, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kirchweihfest_(Journal_von_und_f%C3%BCr_Franken,_2._Band).pdf/9&oldid=- (Version vom 31.7.2018)