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So habe ich lange, lange Zeit still vor mich hin gesonnen und habe mir vieles überlegt …

Mein Plan ist fertig. Ich will jedoch noch ein paar Tage warten – ein paar Tage, damit Hilde nicht gleichzeitig zweierlei Schweres zu tragen hat. –

Der Abend kam allmählich … und dann klopfte es … Dann traten Harst und Schraut bei mir ein …

Im ersten Moment packte mich jähe Angst …

Nur im ersten Moment …

Ich habe nichts zu fürchten. Meine Festung ist stark und zuverlässig. Ich allein bin der Verteidiger, und ich werde mich nicht verraten … –

Nachdem ich das elektrische Licht eingeschaltet hatte - alle vier Lampen, die ich als Maler brauche –, bat ich die Herren Platz zu nehmen …

Harst war liebenswürdig, aber zurückhaltend …

„Herr Hubert,“ begann er, nachdem er sich eine der dargebotenen Zigaretten angezündet hatte, „Herr Hubert, ich möchte gern über einen ganz bestimmten Punkt von Ihnen Aufschluß erbitten … Wenn Sie Ihren Lauscherposten draußen im Kastanienbaum innehatten, dann müssen Sie doch auch die Hinterfenster des Rentner Garbrich haben beobachten können …“

„Gewiß, Herr Harst …“

„Und haben Sie dort nicht etwas bemerkt, was Ihnen auffiel?“

„Doch – gewiß habe ich etwas bemerkt …“ – Und ich erzählte, daß ich auf dem Fenstervorhang Garbrichs August Winters Schattenbild erkannt hätte … Fügte hinzu: „Ich bin ganz ehrlich, Herr Harst … Ich vergaß dies vor der Polizei zu Protokoll zu geben …“

„Oh – Sie haben manches anzugeben vergessen, Herr Hubert,“ nickte er ohne besondere Betonung.

Seine grauen Augen starrten mich durch die Rauchwölkchen der Zigarette lange an …

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das Kreuz auf der Stirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Kreuz_auf_der_Stirn.pdf/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)