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Seite:Das Relativitätsprinzip (Lehmann).djvu/12

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Struktur der Elektrizität (Elektronentheorie), die Erscheinungen befriedigend zu deuten und den Maxwell-Hertzschen Gleichungen eine Form zu geben, aus welcher ersehen werden konnte, daß die Bewegung der Materie relativ zum Äther unter gewöhnlichen Verhältnissen unmöglich erkannt werden kann.

Schließlich wurde aber merkwürdigerweise doch ein Versuch bekannt, der durchaus unvereinbar war mit der neuen Theorie und die Zuziehung einer sehr eigenartigen Hypothese (der »Lorentzkontraktion«) nötig machte.

Die Längeneinheit, das Meter, ist die Länge eines in Paris aufbewahrten Platinstabs. Die Stoffe erleiden nun Veränderungen ihrer Länge durch Änderungen der Temperatur. Diese Änderungen sind zuweilen teilweise bleibend. Um sicher zu sein, daß das Meter solche Änderungen nicht erleide, mußte man es mit einer unveränderlichen Länge vergleichen. Als solche bot sich die Wellenlänge des Lichtes d. h. einer bestimmten Lichtart, die etwa ein halbes Tausendstel Millimeter beträgt[1]. Vergleichungen wurden von Michelson ausgeführt. Dabei mußte wieder die Frage untersucht werden, wie ändert sich die Fortpflanzungsgeschwindigkeit oder die Wellenlänge des Lichtes, wenn der Apparat, der einmal so aufgestellt ist, daß sich das Licht in gleicher Weise wie die Erde bewegt, das andermal, wenn er um 90° gedreht wird. Nahm man in Übereinstimmung mit den genannten Versuchen an, der Äther verhalte sich als ruhend, so mußte man eine gut meßbare Verschiedenheit finden, welche im Gegensatz zu dem Relativitätsprinzip eine Messung der absoluten Geschwindigkeit, mit welcher sich die Erde durch den Raum (den ruhenden Äther) bewegt, zugelassen hätte. Der Gedankengang des Versuchs ist der folgende:

Von gehe ein Lichtstrahl nach dem Spiegel und werde von diesem nach zurückgeworfen. Nun bewege sich die Erde so, daß der Spiegel beim Auftreffen des Strahls, welcher im ruhenden Äther fortschreitend zu denken ist, sich bei befindet. Der Strahl, dessen Geschwindigkeit nach dem Relativitätsprinzip nicht davon abhängig sein kann, ob die Lichtquelle sich bewegt


  1. A. A. Michelson, Détermination expérimentale de la valeur du mètre en longueurs d’ondes lumineuses, Paris 1894.
Empfohlene Zitierweise:
Otto Lehmann: Das Relativitätsprinzip der neue Fundamentalsatz der Physik. Verhandlungen des Naturwissenschaftlichen Vereins in Karlsruhe, Bd. 23 (1909-1910), Karlsruhe 1911, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Relativit%C3%A4tsprinzip_(Lehmann).djvu/12&oldid=- (Version vom 11.8.2024)