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„Ihre erste Frage kann ich bejahen. Der Mann endete durch ein Gift, das der Wissenschaft bisher unbekannt war. In seinem Nachlaß fand ich am Morgen nach seinem Tode eine Art Testament, in dem er die Behörden im Falle seines plötzlichen Endes bat, sofort einen gewissen Thomas Shepperley von seinem Hinscheiden zu benachrichtigen. Dieser Shepperley wohnte seit einiger Zeit in Berlin, legitimierte sich als alter Freund des Amerikaners und erhielt dessen Leiche nach deren Freigabe durch die Polizei zur Beerdigung ausgehändigt. Der Tote wurde dann in aller Stille auf dem Kirchhof der Berliner Fremdenkolonie beigesetzt. Sonst hat sich niemand um den grauenvollen Menschen gekümmert, der ohne Zweifel ein hochbegabter Chemiker von immensem Wissen gewesen sein und über Kenntnisse verfügt haben muß, die unseren Gelehrten noch ein Buch mit sieben Siegeln sind.“

Pareawitt nickte nachdenklich mit dem Kopf.

„Ja, ein merkwürdiges Genie war es wirklich, das muß man sagen! Ich habe mich wahrhaftig nie um Kriminalfälle gekümmert; aber diese Sache, die jetzt ein reichliches halbes Jahr zurückliegt, haftet noch ganz genau in meinem Gedächtnis. Nur der Ausgang des Dramas war mir entfallen. – So, nun vielen Dank. Leben Sie wohl, Mr. Schaper. Und – wenn Sie eine Spur von dem Erben entdecken sollten, geben Sie mir telegraphisch Nachricht.“

***

Nachdem der Detektiv dann die übrigen Klienten abgefertigt hatte, nahm er ein Kursbuch zur Hand und suchte sich den passendsten Zug nach Danzig heraus. Sodann klingelte er nach seinem Bureauvorsteher.

„Lemke, ich fahre heute abend 10 Uhr 58 Minuten nach Danzig,“ sagte er seinem treuen Mitarbeiter Bescheid. „Es liegt eine ziemlich „fette“ Sache vor –

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)