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10. Kapitel.

Die kleine Bahnstation Zergewo in Pommern, liegt etwa drei Meilen von dem Städtchen Gauben entfernt. – Aus dem Zuge, der kurz nach acht Uhr abends, von Berlin kommend, in dem Marktflecken eintrifft, stieg ein älterer, in einen dunklen Pelerinenmantel gekleideter Herr aus, der mit seiner goldenen Brille, dem wenig gepflegten, grauen Vollbart und der vornübergebeugten Haltung wie ein Dorfschulmeister aussah. Das bescheidene Männchen, das nur eine beschabte Handtasche bei sich trug, schaute sich suchend um, worauf er den Bahnsteig verließ und der Chaussee zustrebte.

Rüstig schritt Schaper, denn niemand anders als der Detektiv war der Alte, dahin. Die Chaussee lag völlig verlassen da. Die Nacht war dunkel, der Himmel mit leichten Wolken bedeckt. Das störte den Detektiv nicht. Er hatte sich längst an nächtliche Einsamkeit gewöhnt.

Die Mönchsabtei befand sich auf der anderen Seite der Stadt. Soweit hatte Schaper den Situationsplan noch von seinem ersten Besuche in Gauben her im Kopf. So bog er denn von der Chaussee auf ein abgeerntetes Roggenfeld ab und umging in großem Bogen den Ort. Nach einer guten halben Stunde war er dann an der rückwärtigen Mauer des einsamen Gehöftes angelangt.

Schaper blieb stehen und lauschte. Jenseits der hohen Steinmauer, deren Feldsteine dicht mit einer grünen Moosschicht bedeckt waren, hatte er ein Geräusch gehört. Es klang wie das Knarren von Balken, die hin und herbewegt wurden.

Der Detektiv stand jetzt im Schutze eines Gestrüpps von wilden Rosen, die sich zum Teil an einem

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Das graue Gespenst. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1920, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_graue_Gespenst.pdf/79&oldid=- (Version vom 26.7.2016)