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kennengelernt hatte, das wußte er nicht mehr. Auch das war eingemauert in jene Zelle seines Hirns, deren Tür sich durchaus nicht öffnen wollte.

Ich beobachtete ihn jetzt sehr genau, und wieder gewann ich den bestimmten Eindruck (was ich hier schon einmal betont habe), daß er ohne Zweifel, falls er nicht Berufssoldat gewesen, im bürgerlichen Leben eine hervorragende Stellung bekleidet haben müsse. Diese eisige Überlegenheit, die auch hier in seinem Verhalten so klar zutage trat, pflegen nur Leute zu besitzen, die mit allen Gesellschaftsschichten in ständige Berührung kommen und dabei stets tonangebend den Mittelpunkt eines noch so sehr wechselnden Kreises sind.

„… Also?!“

Unser Mann stieß einen heulenden Laut ohnmächtigsten Grimmes aus …

„Feiglinge … Mörder … Banditen …“

Das letzte Schimpfwort wurde ihm jedoch bereits halb von den Lippen gefegt durch einen tierischen Schrei des Schmerzes …

Zischend hatte sich das heiße Eisen über seinen Handrücken gelegt …

Der Geruch verbrannter Haut drang mir in die Nase.

„Also …?!“ rief Boche Boche wieder …

Ein grauenvoller Ausdruck von Haß verzerrte des Gefesselten erdiges Gesicht … Aber diese erste schmerzhafte Mahnung, daß diese Szene kein Possenspiel sei, hatte des Jämmerlings Widerstand gebrochen.

„Erik Jörnsen …!“ kreischte er … „Erik Jörnsen, Doktor der Medizin …“

Ich traute meinen Ohren nicht recht. – Doktor

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/163&oldid=- (Version vom 31.7.2018)