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Untersuchungsrichter mir damals vor acht Monaten bei einer Vernehmung ins Gesicht geschrien, ich hätte Mörderaugen, und ich sollte nur gestehen, daß ich Sir Stuart Barclag mit Vorsatz und Überlegung getötet hätte.

Mörderaugen … – roh, abgebrüht?!

Nein, doch wohl nicht … Nur Nerven, die mir besser gehorchten als Löwen ihrem Dresseur, – trainierte Nerven …

Ich hielt nun in weiterem Umkreis Ausschau nach irgend etwas, das mir gestattete, das eisige Wasser zu verlassen und auf einem Wrackstück vielleicht diese Fahrt ins Ungewisse fortzusetzen. Ich erkannte im Wogengischt zunächst nur einen menschlichen Kopf, der halb in ein großes Blechstück wie in eine Tüte eingerollt war. Das Blechstück wieder war ein Teil des Bodenbeschlags eines der Boote des versunkenen Dampfers und saß noch an mehreren Planken fest, die nach der einen Seite fächerartig auseinanderstrebten, während sie sich am anderen Ende an einem Zinkblechkasten zusammenschlossen – an dem noch unversehrten Luftkasten des zerstörten Bootes.

Sechs Planken, ein Luftkasten, dazu ein zwischen den Planken festgeklemmtes Tau, das sich im Wasser wie eine Seeschlange ringelte und bewegte: ein besseres Floß konnte ich mir kaum wünschen!

Gewiß, der in den Blechtrichter eingekeilte Kopf, der mit seinen grauenvoll verzerrten Zügen und mit der aus dem aufgerissenen Munde heraushängenden Zunge wahrhaft abschreckend wirkte, war eine wenig angenehme Zugabe. Das Blechstück ließ sich jedoch leicht auseinanderbiegen, und der

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Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/29&oldid=- (Version vom 31.7.2018)