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Jahreseinkommen geschätzt. – Und schließlich: Beim Lachsfang an der isländischen Küste stießen wir mal in einem entlegenen, schwer zugänglichen Fjord auf eine bisher keinem Menschen bekannte Niederlassung von drei Familien, die in sauberen, praktischen Steinhäusern wohnten. Die Leute, insgesamt etwa zwanzig Personen, verweigerten über ihre Herkunft und Nationalität jede Angabe, und auch später konnte nicht festgestellt werden, wer sie waren. Es schienen Holländer zu sein. Sie bewahrten ihr Geheimnis aufs strengste, und ihr Ältester, ihr Oberhaupt, war uns gegenüber von einer verblüffenden und durch nichts begründeten Grobheit, gestattete nicht mal, daß wir die Häuser betraten. Und doch war er bestimmt ein gebildeter Mann, wenn er auch wie alle anderen in Seehundsfelle gekleidet ging. –

Nun, die drei Personen, mit denen mich jetzt das Schicksal hier auf dem Hochseekutter Torstensen zusammengeführt hatte, gehörten genau so zu den Raritäten aus dem bunten Lebensladen wie die oben Genannten. Und im Grunde paßte ich ganz gut zu ihnen, denn auch ich hatte ja allerhand zu verheimlichen und gab mich anders, wie ich war.

Zunächst mein Kamerad, der angeblich seinen Namen vergessen hatte. Bei dieser Behauptung blieb er. Er habe im Weltkriege an der Westfront beim Sturmangriff einen Kopfschuß erhalten, sei in feindlichen Lazaretten und Gefangenenlagern gewesen und stets nur unter dem Namen „Boche Boche“ in den Listen geführt worden. Seine Erkennungsmarke, seine Papiere, sein Waffenrock – alles war bei seiner Gefangennahme verloren gegangen.

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Das tote Hirn. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1930, Seite 35. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_tote_Hirn.pdf/35&oldid=- (Version vom 31.7.2018)