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Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309

Namen Württemberg auf, die dem Original fehlen. Auch enthält ein Teil von ihnen die Bemerkung, daß sie nur das bieten, was von dem durch Unglück am Anfang und Ende mangelhaft gewordenen Original noch übriggeblieben sei. Was diesen Mangel betrifft, so beginnt allerdings das Original mit Seite 46 und hat zur Zeit, als Abschriften genommen wurden, mit Seite 38 begonnen. Da aber der Anfang von Lebenslauf und Regierungen der alten Grafen von Württemberg wieder mit dem berühmten Grafen Albrecht gemacht wird, so kann vom Texte der Wolleberschen Arbeit selbst kaum etwas verloren sein. Wahrscheinlich weist vielmehr die Lücke am Anfang auf das Fehlschlagen der Hoffnung auf die herzogliche Gnade. Die Landesbibliothek besitzt nämlich einen von Jakob Frischlin geschriebenen Band (Cod. hist. fol. 328)[1], der sich als den ersten Teil der schwäbisch-württembergischen Chronik von M. Jakob Frischlin, Schulmeister zu Waiblingen, und David Wolleber, Bürger und Historiker zu Weiler bei Schorndorf, bezeichnet, wie sie vormals nie also im Druck gesehen und gelesen worden sei, und in dessen an Herzog Ludwig und Graf Friedrich gerichteter Vorrede vom 1. Januar 1589 Frischlin erzählt, sein guter Freund und wohl Bekannter David Wolleber habe sich seit langer Zeit mit der schwäbischen und württembergischen Historia bemüht und habe, da er der lateinischen Sprache nicht mächtig sei, ihn gebeten, ihm Handreichung zu tun. Frischlin behandelt in dieser Handschrift die Zeit von Chlodwig ab bis etwa zum Beginn von Wollebers Arbeit. Die Vermutung liegt sehr nahe, daß die Widmung von dem Fürsten wegen der Persönlichkeit Wollebers nicht angenommen wurde, daß dann der höfische Frischlin seinen Anfang für sich behielt, Wolleber aber sein Original ohne Anfang für eine bessere Gelegenheit aufsparte, eine Abschrift mit der Einleitung versah und noch in demselben Jahre 1589 der Stadt Stuttgart überreichte.

Die Chronik ist die erste mehr systematisch angelegte Arbeit Wollebers, worin vielleicht der Einfluß Jakob Frischlins zu sehen ist. Sie führt die Geschichte der Herren von Württemberg von den fabelhaften Anfängen in ununterbrochener Reihenfolge bis auf Herzog Ludwig. Besonders ausführlich ist der Krieg Ulrichs des Vielgeliebten mit Eßlingen von 1449 und 1450 behandelt; auch die Historia des Verheerens der Grafschaft Mömpelgard von 1587 und 1588 ist in dem Buch wieder enthalten.

An die Chronik schließt sich als zweiter Band die Chorographie Wollebers, die er am 10. Oktober 1591 dem Erzherzog Ferdinand von Österreich gewidmet hat und die die Hauptursache seiner heftigen Verfolgung


  1. Erwähnt bei J. J. Moser, Wirtemb. Bibliothek 1796, S. 50.
Empfohlene Zitierweise:
Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309. Kohlhammer, Stuttgart 1911, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Wolleber_-_ein_Bild_aus_den_Anf%C3%A4ngen_der_w%C3%BCrttembergischen_Geschichtschreibung.djvu/14&oldid=- (Version vom 31.7.2018)