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Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309

So ist an ihm genau so gesündigt worden, wie er an anderen gesündigt hatte.

Er gelangte nach dem Ausgeführten unter den württembergischen Geschichtschreibern des 16. Jahrhunderts zu einer bedeutenderen Stellung, als er verdiente. Sebastian König war ein Schüler hervorragender Gelehrter. Feßler und Gadner, ähnlich auch Balthaser Mütschelin, verfaßten als hohe Beamte eine Art historischer Staatsschriften. Die vornehmen und gründlichen beiden Gabelkover sammelten unablässig urkundliches Material. Martin Crusius war ein angesehener Universitätslehrer. Wolleber war Liebhaber und Sammler, der ohne genügende Kenntnis mit Eifer gar viel zusammenschrieb und die Anfertigung von Genealogien, Orts- und Familiengeschichten berufsmäßig betrieb. Daß er dadurch ins Unglück kam, hatte seinen Grund nicht nur in seiner eigenen Unvorsichtigkeit, sondern auch, wie wir gesehen haben, in der damaligen Geltung der Geschichtschreibung als einer Art vornehmer, aber gefährlicher Geheimkunst, hat aber auch zur Folge gehabt, daß sein Bild sich deutlicher zeichnen läßt als das seiner hervorragenderen Genossen, über deren ruhige Tätigkeit keine amtlichen Akten erwachsen sind. Es ist immerhin nicht nur Mitleid mit dem viel geplagten, sondern auch Achtung vor dem tapferen und auf dem ihm vertraut gewordenen Gebiete fleißig um sein Brot ringenden Mann, was dieses Bild uns einflößt.

Empfohlene Zitierweise:
Eugen Schneider: David Wolleber, ein Bild aus den Anfängen der württembergischen Geschichtschreibung. In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte NF 20 (1911), S. 289–309. Kohlhammer, Stuttgart 1911, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:David_Wolleber_-_ein_Bild_aus_den_Anf%C3%A4ngen_der_w%C3%BCrttembergischen_Geschichtschreibung.djvu/21&oldid=- (Version vom 31.7.2018)