Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Deß Weltberuffenen Simplicissimi Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel | |
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lohne / daß umb dessentwillen ein teutscher Sinn durch Lernung frembder Sprachen den Kopff zerbreche? Es nehme dann der eine oder andere der Schacherey halber die Müh auff sich / darvon er aber wenig Ruhm und Ursach zu pralen haben wird.
Darumb mein lieber Teutscher Landsmann / überhebe dich nit in deiner Einbildung / wann du gleich ein baar vermischter Sprachen von deinen auch vermischten Nachbarn: oder auch wol gar die drey so genante Haupt-Sprachen (das eintzig ansehenliche Uberbleibsel der Juden / Griechen und Römer) gelernet hettest; GOtt gab seinen Aposteln Gnad mit allerhand Zungen zureden / warbey sie dannoch demütig verblieben / als welche wol wusten / daß hingegen andere die Gab hatten zu weissagen / Teuffel außzutreiben / Todte zuerwecken etc. ob sie gleich nit mit Zungen redeten; wann Witz / Weißheit und Verstandt oder Tugend / und Dapfferkeit allein in den frembden Sprachen verborgen läge / so würden beydes Hebraeer / Griechen und Lateiner die Herrlichkeit ihrer Reiche im Flor: und ihre
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Deß Weltberuffenen Simplicissimi Pralerey und Gepräng mit seinem Teutschen Michel. o.A., Nürnberg 1673, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De%C3%9F_Weltberuffenen_Simplicissimi_Pralerey_und_Gepr%C3%A4ng_mit_seinem_Teutschen_Michel.djvu/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)