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Lebenskraft hat, die Durchführung der Feministen-Pläne unmöglich macht. Immerhin entsteht durch diese Unheil genug, weil die Gruppen, die durch sie geschädigt werden, gerade die in der Kultur am weitesten fortgeschrittenen sind. Wollen die „Intellectuellen“ ihre Geschlechter erhalten und in ihren Nachkommen fortleben, so müssen sie vor allem streng darauf achten, dass ihre Frauen gesunde Weiber und nicht Gehirndamen sind, denn der naturentfremdete Kulturmensch bedarf des natürlichen Weibes als eines Gegenparts; andernfalls bringt die Bildung ihre Jünger ohne Erbarmen um, d. h. ihre Familien sterben aus.

Aber, was soll man thun? Zuerst alles unterlassen, was dem Weibe als Mutter nachtheilig ist. Da ist vor allem die Erziehung der Mädchen. Man hat geglaubt, etwas Gutes zu thun durch Errichtung höherer Töchterschulen, in denen den Mädchen eine allgemeine Bildung beigebracht werden soll. Neuerdings möchte man sogar Mädchengymnasien haben, von denen der Pfarrer Hansjakob sagt, sie seien so unnütz wie ein Kropf. Das Beste wäre, die „höheren Schulen“ sammt und sonders niederzureissen. Ihr Erfolg ist ohnedies gering[1], das Ueble aber ist, dass in ihnen die Mädchen nervös und schwächlich werden. Sie lernen, was sie nicht brauchen, und bekommen dabei Kopfschmerzen, das aber, was sie brauchen, lernen sie nicht. Es ist ein Greuel, zu hören, wie Geschichtezahlen, geographische Bestimmungen, chemische Formeln u. s. w. eingetrichtert werden, wie durch Aufsätze über abstruse Themata Verlogenheit und Phrasenmacherei begünstigt wird. Oeffentliche


  1. In den Grenzboten (LIX. 31. p. 235. 1900) steht ein Aufsatz: „Was leisten unsere höheren Töchterschulen?“ Der Vf. hat oft Mädchen von etwa 16 Jahren nach ihren Kenntnissen gefragt. „Das Resultat war, um Null herum, … Wenn aber das Gelernte völlig verloren geht, ist nicht dieses Resultat mit acht oder zehn Jahren, die auf Schulbänken verlebt werden, mit verdorbenen Augen, verdorbenen Nerven und bleichsüchtigem Körper zu theuer bezahlt? Ist es nicht besser, den weiblichen Unterricht wie in alten Zeiten von vornherein auf das dürftigste Maass zuzuschneiden und die freie Zeit auf Erlernung von nützlichen Dingen und auf die Pflege der Gesundheit zu verwenden?“ Wunderlicher Weise glaubt der Vf., das Nichtwissen der Mädchen sei Folge der Mangelhaftigkeit der Schulen, und er meint, man solle nur diese besser einrichten. Nein, das rasche Verlernen ist die Hilfe der Natur gegen die Schultyrannei; das weibliche Gehirn stösst in der Regel das Aufgezwungene rasch wieder ab.
Empfohlene Zitierweise:
Paul Julius Möbius: Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes. 5. veränderte Auflage. Marhold, Halle a. S. 1903, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_%C3%9Cber_den_physiologischen_Schwachsinn_des_Weibes_(M%C3%B6bius).djvu/43&oldid=- (Version vom 31.7.2018)