Seite:De Alemannia XXI 122.jpg

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das die swester, die aller nechst bey ir lagen, ir vil selten durch die nacht vermisten, wann sie das meist teil der nacht pett. Mer denn virczig jar tet sie stetiklichen die aller demutigsten werck, und tet die williklich. Sie nam stetiklich starck disciplin, allen zergenklichen trost versmech sie von kintheit auf. Sie was auch allezeit bekumert mit ampten und liss doch nie von irr geistlichen ubung. Oft und dick was ir antlucz erleuchtet, so sie von irem gepet ging, dar an man erkent den inbrunstigen ernst irr andacht. Ze einem mal petet sie mit andacht und mit grossem ernst nach metten, als ir gewonheit was. Da sprach ein stimme zu swester adelheiden von horwem, die het sie wider nider gelegt von kranckheit: Wes ligestu hie, und ruest, ein swester kniet vor dem alter und petet, und ist ir gepet als kreftig, das himel und erd da von bewegt werden. Da stund sie balde auf, und ging dar. Da vant sie swester wilwirg vor dem altar, als ir die stimm het gesagt. Ir erschein unser herr, da sie neuer XIII jar alt was, aber in welher form, das kond ich nicht erfarn. So sie dan solt ruen nach vesper, so ging sie von pett ze pett, und petet den siechen. Ir vil heiliges leben pracht sie zu einem guten end.

So was swester heil von virst ein rechtes heiligtum. Sie het unczelich vil sichtum, und ging doch da mit fleissiklich ze kor, das man sie dick spuret bey dem blut, wo sie was gegangen. Unser herr tet ir auch vil gutes und genaden. Sunderlich sahen etlich gut swester, das ir unser herr sein hant dick gutlich und minniklich unter ir haubt legt.

Da was swester mehtilt von nagelt der strengsten swester eine, die wir heten, stetiklich vasten nach orden und vil wachen nach metten. Ir gepet was stete und gross. Ze einem mal het sie ein salter gelesen mit andacht unser frauen und zu idem verss die antiffen Ave beatissima, und eins tages da bekam ir swester irmlgart. Da bevant sie an irem herczen und erkant in dem geist, das sie etwas het getan, da mit sie grosse genad und applas het gewunen, und west doch ein wort nicht um den salter, wann das sie irs dar nach saget. Den orden hilt sie mer denn virczig jar mit grossem fleiss, und was auch mer denn zweinczig jar singerin, das sie das nie verdross, und ze allen zeiten mit grosser begirde sang. Sie het inhiczig mynne ze got, und was als gar andehtig, das sie manig winter lange nacht in irem under rock vor irem bette belaib von andacht, wie kalt es was, und ging denn ze metten und sang mit grossem fleiss. Sie was auch lang vor irem tod siech, und was dar inne unmassen gedultig, und das uns daucht, das sie der arbeit fro wer, durch got ze leiden. Ir seliges leben pracht sie zu einem guten end, und in der wochen, da sie als morgen ze preim starbe, da was unser herr und unser frau pei ir, und trosten sie minniklich, und auch das vil heiligen und engel pey ir waren, das sagt sie der swester, die ir wartet.

Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_122.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)