Seite:De Alemannia XXI 140.jpg

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grossem schrecken und wunderung, wie sie einen so herten tod möchte genemen, und sie doch so heiliges lebens was gewesen, und vorchten sere von irr grossen erschutung, das es wer von des pösen geistes muung. Und da von sullen wir got immer loben, das sein taugen gerichte niemant durch grunden kan.[1]

Es was auch ze einem mal an einem ostertage ze mitter nacht, da komen die drey marien zu der heiligen Adelheiden, und gewunnen das boten prot an ir, das unser herr Jhesus Christus erstanden were, und dar nach was sie alle die nacht in süsser genad und in götlicher freüd. Es was ein swester auch in dem selben closter, die süchet iren trost allzeit zu der heiligen[2] Adelheiden, und was ir widerwärtiges an irem herczen lag, das klagt sie ir. Und da wider lerte sie sy die heilige swester, was sie gucz kunde, und unter andern dingen lerte sie die selben swester, sie wolte keinen tag nymmer gelassen, sie solte gote ze besserung ze pusse etwas gepetes tun um alles, das sie des selben tages wider gote hete getan. Wann nyemant an sunde möchte geleben, und ob sie auch ichzit gote ze lob volbrechte, das solt sie auch keinen lag losen. Sie sprach auch sunderlich gepete dar umb. Und da dise heilige Adelheit von diser werlt gescheiden was, da wart die vorgenante swester ser betrübet umbetlich sach, der sie niemant wolt verjehen, wann unser herr het ir ir trösterin hin genomen, und da von was sie auch sunderlich unmutig und in herczen leite, das sie niemant hete, mit dem sie sich von herczen möchte erklagen. Und in dem jamer, den sie von grund in ir sel trug, ging sie fur den alter, und viel für unsern herrn mit weinenden fliessenden augen, und pat in seiner götlichen genaden. Und das erbarmet den süssen tröster und heiler aller verserten herczen, und sante ir ze freüden für ir augen der heiligen Adelheiden sele in menschlichem pilde, und das was geziret mit so unmessiger schöne, die menschlich synn nicht hegreiffen kunde, noch zunge möchte furpringen, wann das allein, das ir hercz alles bedecket was mit einem preiten güldein fürspang, und dar innen lagen edel gestein ane zal, und die stein leüchten und lochzeten als die stern, so sie sint in ir aller lichtsten und leütersten kraft und in der intwige so wunnicklicher schön. Da hete sie sin und augen so ser dar gestecket, das sie keiner andern gezirde gewarten kunde. Also het sie ir selbs so gar vergessen, und sprach die heilige Adelheid zu diser swester, die in dir genad was: War umb sihest du nicht für pas? Da sah sie auf ir haubt drei krönlein ob ein ander, da chom sie aber in so volle freüde als ein truncken mensch von götlicher genad, das sie über nit fürpas kunde gedencken, dan das sie beleib mit begirlicher andacht in diser gesicht, bis sie aber die selige Adelheid manend ward, warumb sie nicht fürpas ir gezirde war neme. Da sah sie an iren reinen


  1. Bis hierhin die erste Hand.
  2. Hs. heiligigen (!).
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_140.jpg&oldid=- (Version vom 7.12.2018)