Seite:De Alemannia XXI 150.jpg

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mer nehet, also ging sie auff an genadenreichen tugenden und seligkeit einem götlichen graden einen nach dem andern. Zu einem mal da stund sie vor einem crucifix, das was gar peinlich und jemerlich gemalet, in gar grosser andacht, und was nyemant mer in dem kor denn ein swester, die stund wol so ferr von ir, das sie getrauet, das sie nit möchte gehoren, wie sie unsern herren mit worten seiner genaden pete. Und ving an, und manet unsern herrn mit tieffem seüfczen aller seiner leidunge, und pat in, das er ir sünde vergebe. Als nieman mag an klein schulde gesein, die weil wir mit staube and aschen gekleidet und überladen sein. Da zeiget ir unser herr gesichtiglich sein edel wunickliche menscheit in einem auss setzigen pild. Da sprach sie: Herr, ich sihe mit meinen augen, das du auss seczig pist worden, und das ist von meinen sünden, und aus sprach da mit weinen und mit heülen und mit herczen leit in sein götlich erpermde, das er sie nit ungetröstet liesse, und dar nach ward unser herr wider klar und begirlich. Da sprach sie aber: Herre, du pist schön wider worden und mynicklich und hast mir mein sunde vergeben, und da viel sie nyder auff die erden an ir lange venie für unsern herren, als sie im seiner erpermde danckte, und da was sie in ganczer voller freüde, als sie wol erzeiget mit zartem mynicklichem lachen und mit süssem weinungen, und das übet sie peide mit ein ander als gnuksamelichen, das sie gote pillich immer genad solte sagen umb den über trefflichen trost, den er ir da erzeiget. Und dar nach, da die swester von ir andacht was auff gestanden, do het ir die ander swester, die auch in dem kor was, gut war genumen, und hörte auch, wie sie mit unserm herren redte. Und doch dar über wolt sie es eigentlicher erfaren, und ging zu der selben swester, und pat sie, das sie ir verjehe an allen dingen, wie sie got getröstet hete. Da wolt sie ir des ersten nichcz da von sagen. Da sprach die fragende swester: Sagestu mir nichcz, so wil ich es allem convent sagen, Da verjach sie ir erst nach orden, wie es ergangen was, das es aller dinge also was, als sie von irem munde het gehört. Sie wolt ir aber nie kein sichere eigenschaft gemachen von diser genad piss sie ir verloben muste, das sie es in irem leben verporgen und unwissende hete vor aller werlt. Und die treü behilt sie auch genczlich an ir, das sie es nymant zerkennen gab piss nach irem tod. Sie hete auch unseglichen jamer, das sie schir zu got köm, und die begirde erfüllet er ir auch als der aller miltest herr, der seiner zarten freündin kein verzihen mag ton, wann ir junge tage sneit er ir abe, das sie von diser werlt schide unter dreissig jaren. Sie eret auch die hochczeit über jar mit ganczem fleiss, das sie dar jegen, so sie naheten, gross gepet und selter lase, zu den seltern laz sie die aussgesuchten ymnussen, respons, anthifen, der sie sich gefleissen kunde, und die sie aller meiste zu andacht bewegen mochten. Und

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Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)