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Monat wohl schon über hundert Meilen von dem Häuschen, wo Paiwai gebohren war. Er mußte nun mit den jungen Affen und Aeffinnen leben und spielen, und that es, weil er nicht anders konnte. Er aß mit ihnen und trank mit ihnen, er naschte und mauste mit ihnen, und konnte endlich springen und klettern und sich um Zweige und Aeste ranken und schaukeln trotz dem besten Affen. Die Kleider hatte er aber bald verloren, denn die hatten sie ihm abgerissen, und war braun geworden und von der Sonne verbrannt, und um den Leib wuchsen ihm rauhe Haare, und seine schönen Locken hingen ihm struppig um die Augen, und der Schmutz, worin er lebte, machte ihn auch häßlicher und äffischer. Kurz als ein Jahr verflossen war, sah er fast aus wie ein anderer Affe, sprach auch kein menschliches Wort mehr, weil er nie eine Menschenstimme hörte, und lief zuletzt mehr auf Vieren als auf Zweien, weil er alle Affen so thun sah; und seine schönen vergangenen Kinderjahre wurden ihm ordentlich, wie sie schon den Kindern auch unter den Menschen werden, zu einem schönen Traum aus einer früheren Welt.

So war Paiwai drei Jahre mit den Affen in der Wildniß herumgelaufen und wußte von Mutter und Vater und selbst von Paiwuzzo

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_130.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)