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mit Einem Male wieder zum Menschen machte, und das war die Sprache.

Solange Paiwai unter den Affen lebte, hörte er nichts Menschliches: die Gaukler und Abrichter sprachen auch nur einige Worte und bedeuteten und befahlen mehr mit Peitsche Stock und Trommel, als mit menschlicher Rede. Aus dem wilden Getose und Gesause der großen Menschenmenge, vor welcher er spielen mußte, konnte er auch nicht viel Menschliches holen, zumal da er immer auf sein Spiel achten mußte und zum Hören und Merken keine Zeit hatte. Nun aber lebte er wieder mit Menschen und unter sehr vornehmen Menschen, wo gemessene und zarte und zierliche Worte erklangen, wo sich kein Stock mehr rührte, keine Peitsche knallte, und er richtete sich wieder zu Freude und Muth auf. Mit dem Muthe aber kommt alles Glück. Genug es läßt sich zwar nicht beschreiben, was in ihm vorgegangen ist und wie der Affe ihn verlassen hat, aber das Menschliche mußte auf eine wundersame Weise wieder in ihm erwacht seyn. Denn eines Morgens, als der ganze Hof sich in voller Pracht vor der alten Kaiserin verbeugte — es war ihr sechszigster Geburtstag — trat mit Einem Male unser Aeffchen Paiwai auf zwei Beinen ganz feierlich vor sie hin, verenigte sich zierlich und

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_135.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)