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schimmern und erkannte, daß er wieder an dem Ganges war. Es war ihm aber wundersam um das Herz und däuchte ihm fast, als habe er diese Bäume und diese Wiesen schon einmal gesehen; als er aber fürbaß ging und weiterhin ein kleines mit Rohr gedecktes Häuschen und ein grünes Gärtchen daneben erblickte, traten ihm unwillkürlich Thränen in die Augen. Er wußte aber nicht, was ihm geschah noch warum ihm so geschah; denn die zarten Erinnerungen seiner Kindheit kamen wieder, sie standen aber nicht deutlich vor seiner Seele, sondern ihm war, wie Menschen im Traum zu seyn pflegt. Als er aber an das Häuschen kam, da schloß der Schlüssel seiner Seele ihm die Verborgenheit auf, er rief mehr als einmal: o Paiwuzzo! Paiwuzzo! und heisse Thränen rollten ihm über die Wangen; denn er sah das Kammerfensterchen wieder und die Rebenranken grünten noch, worin das Vögelein sein Nest gehabt hatte, und der alte Palmbaum stand noch da vor der Gartenthüre, worunter das Kind so oft gespielt hatte, wann die Sonne zu heiß brannte. Unterdessen war eine Frau mit schneeweissem Kopfe zu ihm getreten und staunte ihn an; er aber erkannte sie sogleich, daß sie seine Mutter war, und fiel ihr um den Hals und küßte sie und weinte sehr, und dann sagte er: Ich bin Paiwai dein verlorner Sohn, der nun

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_153.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)