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immer nur so vorüberzuschlüpfen, als hätten sie die größte Eile davon zu kommen. Selten geschah es, daß einige hier im Freien einmal einen Reigen aufführten, etwa zu Dreien, höchstens zu einem halben Dutzend: mehr hat Johann hier nie beisammen gesehen. Nur dann ging es lustig her, wenn die Schaar der Diener und Dienerinnen, die wohl ein paar Hundert seyn mogten, ausgelassen und spazieren geführt wurden. Das geschah aber alle Woche nur zweimal; meistens waren sie da drinnen in dem großen Saale oder in den anstoßenden Zimmern beschäftigt oder mußten auch in der Schule sitzen.

Das war hier auch noch besonders, daß, wie die Diamanten und Edelsteine oben die Sonne und den Mond und die Sterne vorstellen mußten, es hier eigentlich keine Jahreszeiten gab; sondern die Luft war immer gleich, d. h. es war Jahraus Jahrein eine milde linde Frühlingsluft, von Blüthenathem durchwehet und von Vogelgesang durchklungen. Doch zwei Tageszeiten gab es, Tag und Nacht, und diese theilten sich wieder in vier Theile, in Morgen Mittag Abend und Nacht; doch war der Mittag nicht wärmer als die anderen Tageszeiten. Das aber hatte es hier besonders, daß die Nacht nie so dunkel und der Tag nie so hell ward, als sie oben auf der Erde sind.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_191.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)