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welche zu ihnen herabkommen, immer sehr gut unterwiesen werden, so daß sehr kluge und geschickte Leute aus den Bergen gekommen sind, Männer und Frauen, die ihre Wissenschaft bei den Unterirdischen gelernt haben. Hier waren Meister in allerlei Künsten. Die Kinder lernten schreiben lesen rechnen zeichnen mahlen Geschichten und Mährchen aufschreiben und erzählen und wurden zugleich in mancherlei feiner und künstlicher Arbeit unterwiesen. Die Größeren und Fähigeren erhielten auch Unterricht von der Natur und von den Gestirnen und wurden auch in der Dichtkunst und Räthselkunst geübt, welche beiden Künste die Unterirdischen über alles lieben und womit sie sich bei der Tafel und bei Festen unter einander viel reitzen und ergötzen. Der kleine Johann war sehr fleißig und ward bald einer der geschicktesten Zeichner und Mahler, auch arbeitete er sehr fein in Silber und Gold und Stein, ja er konnte aus Stein zuletzt so feine Früchte und Blumen wirken, daß man glauben sollte, der liebe Gott, der doch alles auf das schönste und künstlichste geschaffen hat, könne es kaum besser machen; er machte auch hübsche Reimlein und im Räthselkampf war er so gewandt, daß er fast allen antworten konnte und ihm mancher die Antwort schuldig blieb.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_194.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)