Seite:De Arndt Mährchen 1 222.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sähen. Johann entdeckte bald seinen alten Vater und seine Mutter und erkannte unter den Vielen auch seinen Bruder Andres und seine Schwester Trine. Auch der alte Pfarrer Krabbe stand da in schwarzen Pantoffeln und einer weissen Schlafmütze, wie er eben aus dem Bette gekommen war, und gaffte mit den andern; aber Lisbeth erkannte ihn nicht mehr, denn sie war zu klein gewesen, als sie in den Berg entführt worden. So hielten sie etwa zehn Minuten still, ohne sich etwas merken zu lassen. Und man kann wohl sagen, daß in dem Dorfe Rambin nie eine solche Herrlichkeit erschienen war und auch nicht erscheinen wird bis an der Welt Ende. Johann und seine Braut funkelten von Diamanten und edlen Steinen, die Wagen die Pferde die Geschirre waren auf das prächtigste geziert, die Begleiter und Begleiterinnen alle in der Blüthe der Jahre, mit den schönen weissen Kleidern angethan und den sonderbaren Mützen und gläsernen Schuhen. Alles war wie aus einer andern Welt; so daß der Küster, seines Handwerks ein Schuhmacher, der in seiner Jugendwanderschaft bis nach Moskau und Konstantinopel gekommen war, sagte: Sind es keine tatarische und persische und asiatische Prinzen, so müssen sie vom Mond heruntergekommen seyn, denn in dem Lande Europa habe ich dergleichen nie gesehen

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_222.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)