Seite:De Arndt Mährchen 1 236.jpg

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Leute zu tanzen pflegen. Er steckte ihn flugs ein und lief weg damit und hielt die Hand fest auf der Tasche, als habe er eine Taube darin. Denn er wußte, daß er einen Schatz gefunden hatte, den die Unterirdischen theuer wiederkaufen müßten. Andere sagen, Johann Wilde habe die Unterirdischen mitternächtlich belauert und einem von ihnen den Schuh ausgezogen, indem er sich mit einer Brantweinflasche dort hingestreckt und gleich einem Besoffenen gebehrdet habe. Denn er war ein sehr listiger und schlimmer Mensch und hatte durch seine Verschlagenheit manchen betrogen und war deswegen bei seinen Nachbarn gar nicht gut angeschrieben und keiner hatte gern mit ihm zu thun. Viele sagen auch, er habe verbotene Künste gekonnt und mit den Unholden und alten Wettermacherinnen geheimen Umgang gepflogen. Als er den Schuh nun hatte, that er es denen, die unter der Erde wohnen, gleich zu wissen, indem er um die Mitternacht zu den Neun Bergen ging und lauten Halses schrie: Johann Wilde in Rodenkirchen hat einen schönen gläsernen Schuh, wer kauft ihn? wer kauft ihn? Denn er wußte, daß der Kleine, der einen Schuh verliert, den Fuß solange bloß tragen muß, bis er in wiederbekommt. Und das ist keine Kleinigkeit, da die

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_236.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)