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von Haber, damit er je alle zwei Stunden zwei frische Pferde anschirren und desto rascher treiben könnte. Und der Bauer ist unersättlich gewesen im Pflügen und ist immer vor Sonnenaufgang ausgezogen und hat oft noch nach der Mitternacht gepflügt, und immerfort immerfort, solange die Erde nicht zu Stein gefroren war, Sommer und Winter. Er hat aber immer allein gepflügt und nicht gelitten, daß jemand mit ihm gegangen oder zu ihm gekommen ist; denn er wollte nicht sehen lassen, warum er so pflügte. Und er ist weit geplagter gewesen, als seine Pferde, welche den schönen Hafer fraßen und ordentlich Schicht und Wechsel hielten; und er ist bleich und mager geworden von dem vielen Wachen und Arbeiten. Seine Frau und Kinder haben keine Freude mehr an ihm gehabt, auf die Schenken und Gelage ist er nicht mehr gegangen, und hat sich allen Leuten entzogen und kaum ein Wort mehr gesprochen sondern ist stumm und in sich gekehrt so für sich hingegangen, und hat des Tages auf seine Dukaten gearbeitet, und des Nachts hat er sie zählen und darauf grübeln müssen, wie er noch einen geschwindern Pflug erfände. Und seine Frau und die Nachbarn haben ihn bejammert wegen seines wunderlichen Thuns und wegen seiner Stummheit und Schwermuth, und haben

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_239.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)