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geglaubt, er sey närrisch geworden; auch haben alle Leute seine Frau und Kinder bedauert, denn sie meinten, durch die vielen Pferde, die er auf dem Stalle hielt, und durch die verkehrte Ackerwirthschaft mit dem überflüssigen Pflügen müsse er sich um Haus und Hof bringen. So ist es aber nicht ausgefallen. Aber das ist wahr, der arme Bauer hat keine vergnügte Stunde mehr gehabt, seit er so die Dukaten aus der Erde pflügte, und es hat wohl mit Recht von ihm geheissen: Wer sich dem Golde ergiebt, ist schon halb in des Bösen Klauen. Auch hat er es nicht lange ausgehalten mit diesem Laufen in den Furchen bei Tage und Nacht. Denn als der zweite Frühling kam, ist er eines Tages hinter’m Pfluge hingefallen wie eine matte Novemberfliege und vor lauter Golddurst vertrocknet und verwelkt, da er doch ein sehr starker und lustiger Mensch war, ehe er den unterirdischen Schuh in seine Gewalt bekam. Seine Frau aber fand nach ihm einen Schatz, zwei große vernagelte Kisten voll heller blanker Dukaten. Und seine Söhne haben sich große Güter gekauft und sind Herren und Edelleute geworden. So macht der Teufel zuweilen auch große Herren. Aber was hat das dem armen Johann Wilde gefrommt?

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_240.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)