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großen höllischen Staatskanzlei des Teufels geschrieben und besiegelt. Matthes Pagels aber hat schon bei seinem Leben die Strafe dafür gehabt, daß er weder Rast noch Ruhe hatte vor seinen kleinen Geistern: jede Nacht um zwölf Uhr mußte er mit aller Gewalt aus dem Bette und auf dem Ackerstücke rundwandeln und auf die hohe Buche klettern und dort zwei volle Glockenstunden aushalten und frieren. Noch sieht man ihn zuweilen da als einen kleinen Mann im grauen Rocke mit einer weissen Schlafmütze auf dem Kopfe; gewöhnlich sitzt er aber wie eine schneeweisse Eule auf dem Baume, sobald die Mitternacht vorbei ist, und schreit ganz jämmerlich. Und kein Mensch kommt dem Baume gern zu nah und kein Pferd ist da auf dem Wege vorbeizubringen, sondern sie schnauben und blasen und bäumen sich und gehen auch mit dem besten Reiter durch und queerfeldein. Als meine selige Mutter, die in Lanken gebohren war, noch ein Kind war, sangen die Leute noch vom Matthes Pagels und seiner Buche:

     Pagels mit de witte Mütz,
Wo koold un hoch is din Sitz!
Up de hoge Bök
Un up de kruse Eek
Un achter’m hollen Tuun!
Worüm kannst du nich ruhn?

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_250.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)