Seite:De Arndt Mährchen 1 260.jpg

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fehlte dem Kinde an gar nichts, nur Menschen waren nicht da, und es mußte mit seinen Blumen und Vögeln sprechen, was es denn auch genug that; so daß es den kleinen Blümchen zuweilen Geschichten erzählte und ins Ohr säuselte und mit den Vögelchen, die sich ganz zahm ihm auf Schultern und Händchen setzten, manche liebe Stunde verzwitscherte und verschwätzelte, auch wohl zuweilen versang: denn das Lilienmädchen konnte bald alle Vogelstimmen nachzwitschern und nachsingen. Die alte Hexe aber hatte das Kind darum hieher in den Garten gesetzt, weil sie glaubte, hier sey es ihr sicher und hieher werde keiner kommen und es ihr wieder stehlen und entführen können; denn wer wollte hieher kommen? Sie dachte, es hier groß werden zu lassen, und freute sich jedesmal, wann sie in den Garten kam und das Kind größer und schöner werden sah. Denn wollte sie, wann die Prinzessin erwachsen war, ihren Sohn hieher bringen und ihr beilegen, daß sie Söhne und Töchter mit einander zeugeten. Denn, sprach sie bei sich, haben sie nur erst Kinder mit einander, so kann ich sie beide dann mit den Kindern zu dem Könige und der Königin bringen und sagen: Sehet, dies ist eure schöne Tochter, welche die Wölfin entführte und welche Gott auf eine wunderbare Weise erhalten hat; und das ist euer schöner und

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_260.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)