Seite:De Arndt Mährchen 1 290.jpg

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Und Sankörnchen und Spinnwebchen hatten gehorcht, und als sie die Gartenthür klingeln hörten, richteten sie sich auf und guckten mit ihren Aeuglein umher und sahen, daß die alte Hexe nicht mehr da war. Und flugs gruben sie Goldringelein aus der Erde und rieben sich damit, und siehe! sie beide vergingen in demselben Augenblick und wurden nicht mehr gesehen, und die schöne Gunhilde stand wieder da in ihrer ganzen lieblichen Leibhaftigkeit, und Goldringelein war nicht faul, hüpfte zu ihr hinauf in Freuden, und steckte sich von selbst wieder an seinen Finger.

Und Gunhilde spielte wie vorher unter ihren Vögeln und Blumen und ward durch süße Träume von den Unterirdischen erquickt, und Prinz Qualiquo quälte sie nicht mehr sondern wich ihr immer aus und schien Angst vor ihr zu haben. Er hielt sich in einer Ecke des Gartens auf, die er nicht verließ sondern wo er immer von einer Weinquelle zur andern spazierte. Die meiste Zeit aber verschlief er im Rausche und schien Krone und Königsthron und Braut und Hochzeit die königlichen Enkel und Urenkel gar vergessen zu haben. Die kleinen Weissen aber waren um ihr liebes Lilienmädchen voll Sorgen und Trauren, denn sie fürchteten, wenn die alte Hexe zum zweiten Male käme, würde sie das arme Kind mit Künsten und Listen angreifen; und wie leicht

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_290.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)