Seite:De Arndt Mährchen 1 447.jpg

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und schluchzete, wenn jemand ihr das ausreden oder bestreiten wollte. Sie hatte sich aber von den drei Domen den kleinen Junkerdom auserkoren, der ihr als ein zierlicher fröhlicher und flinker Gesell beschrieben war. Der Prinzendom däuchte ihr zu vornehm und zu schön und sie hatte ihn ihrer jüngern Schwester zugedacht, welche Heidichen hieß und ein sehr schönes Kind war und von welcher Mariechen selbst glaubte, sie sey viel schöner als sie. Der Baurendom aber däuchte ihr wieder zu schlecht und gering zu seyn.

Es kam nun oft ein Freund ihres Vaters in ihr Haus, ein unverdrossener Mährchenerzähler, um den die kleinen Kinder sich daher bald versammelten. Dieser hatte das Fliegende und Sehnsüchtige in Mariechen bald entdeckt und er suchte Wasser in das gefährliche Feuer zu giessen, nicht eben aus Absicht oder daß er meinte, es hülfe etwas, sondern weil die Menschen überhaupt so thun, daß sie gern das anrühren, was in andern Menschen am lebendigsten klingt, um sich ein gewisses Leben in ihnen selbst klar zu machen. Darum kam er immer wieder auf die Geschichte von den drei Domen, die er zuerst ins Haus getragen hatte, und wies Mariechen immer auf den Baurendom hin als den tüchtigsten von allen Dreien und schilderte ihn als einen starken tapfern schlichten und frommen Mann,

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_447.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)