Seite:De Arndt Mährchen 1 449.jpg

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Abscheulichen belügt ihn; er ist nicht so eitel, er ist nicht untreu, der Baurendom kann ihn nicht bezwingen, der Junkerdom ist doch der beste. Das Niedliche bei dieser Geschichte aber war, daß Mariechen ihren kleinen Junkerdom schon gefunden hatte, ohne daß ihre Aeltern und der Mährchenerzähler davon etwas wußten. In ihr Haus kam oft ein kleiner Junker Fritz, ein hübscher schmeichlischer und gewandter Knabe, und spielte mit ihr und ihren Geschwistern. Diesen kleinen Junker gewann sie sehr lieb und bildete sich fest ein – ließ es sich aber gegen keine Seele merken – mit ihm werden die Domschen Verwandlungen vorgehen und sie werden beide die Liebesproben bestehen, die den kleinen Junkerdom Fritz einst zu ihrem Gemal machen werden. In diesem süßen Wahne lebte das süße Kind einige Jahre, weil es den Fritz so lieb hatte, ließ sich auch manche Neckerei gefallen, die sie von ihren Geschwistern und von andern wegen des kleinen Junkers ausstehen mußte, und sagte dann wohl mit vielen Thränen bei sich selbst: er ist es doch! er ist doch mein Junkerdom! Aber ach! die Sachen änderten sich sehr. Der kleine Fritz, der von Natur mild und leicht war, ward immer wilder und leichtsinniger, wie er an Jahren wuchs, und machte manche tolle und übermüthige Streiche, riß und zerrte und

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_449.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)