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spinnen und nähen und den Garten bestellen und Gänse Hühner Enten und Tauben füttern das kann ich so gut als eine andere, auch wohl eine Heerde Kühe hüten – und behaltet ihr mich nicht, so geh ich zu jemand anders. Die Bäuerin redete Mariechen auf diese Worte noch weiter zu, da sie aber weder etwas aus ihr herauslocken noch sie von ihrem Vorsatze abbringen konnte, und da ihr das niedliche Kind über alle Maaßen gefiel, so sprach sie: Nun wenn du es durchaus willst, so behalte ich dich, bei mir bist du gut aufgehoben und sollst auch keine zu schwere Arbeit thun. Sie behielt Mariechen und gab ihr sogleich kleine Sachen zu nähen in die Hände, woraus sie sah, daß das Kind geschickt war. Weil es aber Sommer war, hatte das Kind am meisten im Garten zu thun, mußte aber auch oft das Vieh im Walde und auf der grünen Wiese hüten, wo sie jenen schönen Morgen, als sie mit ihrem Vater von Leipzig kam, bei Sonnenaufgange die Heerden hatte treiben sehen.

Warum aber wollte Mariechen durchaus als Magd bei einer Bäuerin dienen? Darum, weil diejenige, welche den Baurendom aus seinen schlimmen Verwandlungen erlösen soll, sich durchaus zur Magd erniedrigen muß. Das hat in den ältesten Zeiten für den Baurendom schon einmal eine königliche Prinzessin gethan und ist

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 454. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_454.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)