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Augen und blondem Haar und einem schwärmerischen Blick, worin viele Mährchen zu lauschen schienen. Er gefiel Mariechen in dem ersten Augenblick, aber weil sie ihn sogleich zu lieb hatte, konnte sie gar nicht an den Dom denken, sie dachte nur an den Hans und träumte Tag und Nacht von ihm und sang Reime und Lieder von ihm, wann sie hinter ihren Kühen auf der Wiese und im Walde jucheiete. Der Dom war ihr ganz aus dem Köpfchen und sie faßte alle ihre Träume Gedanken und Gefühle in das Haus und den Garten der Bäuerin Else Gödeke ein, und es däuchte ihr von Anfang an ganz natürlich, daß sie mit ihrem Hans Gödeke als Bäuerin lebte und stärbe. Die reine und unschuldige Liebe gleichet ja alles aus und vergisset in ihrer ersten Wonne, wie viele scharfe Ecken die unbarmherzige Welt hat, woran auch der Beste zerstoßen werden muß. Auch Hans hatte Mariechen bald über sein Leben lieb, er barg es aber blöd und still im Herzen und durfte es dem Mädchen nicht sagen. Aber die Liebe findet ihre Gelegenheit, wenn sie sie auch nicht sucht.

Mutter Else war nach der Stadt gefahren gewesen und hatte sich ein paar schneeweisse Hühner und einen schönen weissen Hahn zur Zucht mitgebracht. Diese wurden den Abend auf der Flur von ihren Fußfesseln befreit und sollten in den

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 457. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_457.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)