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weich und warm in ihrem Beutel und streckte den Kopf heraus und schnappte nach den Erdbeeren, die das liebliche Kind ihr hinhielt. Und siehe! als sie so da saß, stand der alte graue Mann mit dem weissen Stabe plötzlich vor ihr, legte den Stab auf ihren Kopf und sang:


     Dreimal hast du’s wohl vollbracht
Und nun tritt es aus der Nacht
Und die seltne Liebestreu
Macht den schlimmen Zauber frei,
Hast es ritterlich gewonnen:
Baurendom, komm an die Sonnen!


Und er nahm den weissen Stab von Mariechens Haupte und berührte die Kröte damit. Und die Kröte sprang strax mit Gewalt aus dem Beutel auf die Erde und schwoll auf und ward jede Sekunde größer und größer und stand zuletzt wohl wie ein Ochs da, so daß Mariechen vor Angst zitterte und bebte und fliehen wollte, aber sie konnte nicht. Und auf dem Rücken dieser ungeheuren Kröte strahlte etwas gleich dem hellesten Karfunkel und Diamant und glänzte, als hätten sie ihm eine kleine Sonne hineingesetzt. Und der Alte nahm den Stab wieder und berührte den Glanz und murmelte wieder:


Herum! herum! und wieder herum!
Das Glück ist rund, die Welt ist dumm u. s. w.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 472. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_472.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)