Seite:De Arndt Mährchen 2 220.jpg

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ins Haus, aß ein Butterbrödchen, faltete die Händchen zum Gebet, und schlief dann ein.

Nun geschah es, daß das Kind einmal, als es nach seiner Gewohnheit des Abends in die Stube trat, etwas in seinem Schürzchen trug. Sie hielt aber das Schürzchen zu, daß niemand wissen konnte, was sie darin hatte. Und sie ließ Schwestern und Brüder rathen, was sie wohl hätte, und die konnten es nicht rathen; und sie fragte die Mutter, und die rieth es auch nicht. Und als Christinchen lange so rundgefragt hatte und zuletzt keiner mehr antworten noch rathen wollte, rief sie voll Ungeduld: Nun, so will ich mein Räthsel ausschütten —— und da seht! Und aus ihrer Schürze fiel ein kleines schneeweißes Küchlein, das sehr schön war und ein niedliches buntes Büschelchen auf dem Kopf hatte. Und die Mutter verwunderte sich und fragte, woher sie das Küchlein habe. Und Christine antwortete: Ich weiß nicht, wo das Küchlein hergekommen ist. Es kam im Garten zu mir und hüpfte auf meinen Schooß und hat den ganzen Nachmittag mit mir gespielt; und als ich weggehen wollte, ist es mir nachgelaufen, und da habe ich's in meine Schürze genommen und mitgebracht; denn es wäre wohl jämmerlich, wenn es die Nacht draußen sitzen und frieren sollte, auch könnte ein Wiesel oder Jltis kommen und fressen es auf. Darum, du liebes liebstes schneeweißes Küchlein, hab’ ich dich mitgenommen. — Und. mit diesen Worten nahm sie es wieder vom Boden auf und herzte und küssete es, und legte es an ihr Herz. ——— Und nun sey nur nicht bange! du sollst es recht gut bei mir haben, und die Nacht bei mir

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_220.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)