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sie sich fast, und schaueten auf Hansens Fäuste und Lenden, wie sie gewaltig waren. Und jener, den Hans lüstern gemacht hatte, sprach wieder: Höre, Hans, dein Ochsenschlag hat dir Glück bedeutet; du bist zu gut, um als ein Bauerknecht hinterm Pfluge zu gehn, du sollst bei uns bleiben und frei und flott leben wie ein Kaiser und König. Denn wir sind die freien Waldritter und unser ist die Welt. Wir sind die Vögel unter dem Himmel, wir pflügen nicht, wir säen nicht, wir ärndten nicht, wir sammeln nicht in die Scheunen; wir sind die Lilien auf dem Felde — siehe, wie wir wachsen! und doch schwitzen und arbeiten wir nicht. Wer was hat, der hat es für uns, und wer was sammlet, der sammlet es für uns. Darum bleib bei uns und sey ein Freiherr! Keinem Armen und Bedrängten sollst du was zu Leide thun, aber dem reichen Filz die vollen Kisten zu leeren und einem Lauseknicker von Juden mal die Kehle abzuschneiden, das ist keine deutsche Sünde. Drum Topp! die Hand her! schlag ein.

Hans aber antwortete, indem er die Hand zurück zog: der Teufel mag mit euch toppen! Ja prächtige Freiherrn seid ihr! und schöne Lilien! und wie hoch werdet ihr wachsen! höher als Hamann! und wißt ihr auch, wo eure Stängel einst hingeworfen und brennen werden? saubere Galgenvögel seid ihr, und werdet einst baumeln, wo der schwarze Vogel, der Korr! Korr! ruft, den Augen ins Gewissen kuckt und ihnen mit seinem Korr! den Leichenzug zur höllischen Ruhe krächst. Ich bin frei genug und für eure Freiheit dank' ich — und so Prost die Malzeit!

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_233.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)