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war aus dem Lande der alten Franken von weiland, und war der Sohn eines Frankenkönigs, der in der Stadt Metz im Ardennerwald wohnte. Es hatte sich aber in den Tagen seiner Jugend begeben, daß ein anderer König der Franken, der in Burgund wohnte, plötzlich seinen Vater überfallen und ihn und alle seine Kinder, Söhne und Töchter, erschlagen hatte, bis auf einen einzigen, einen Knaben von zehn Jahren, den ein treuer Diener auf seinem Rücken durch den Ardennerwald weggetragen und an einen verborgenen Ort geflüchtet hatte. Und dieser junge Knabe war der alte Mann mit den schneeweißen Locken gewesen, der jetzt in den Sternenhimmel schauete. Und er hatte in seiner Jugend viele Abentheuer und Gefahren durchlebt, und auch mehrmals um das Reich seines Vaters gestritten; aber es hatte ihm nicht gelingen wollen. Darauf war er ins Morgenland gezogen, ins gelobte Land, und hatte gegen die Unchristen gekämpft in Syrien Babylonien und Ägyptenland, und hatte dort viele verborgene Weisheit gelernt. Und da war ihm von einer Sultanstochter, die er im Kriege gefangen getauft und gechristet und darauf sich als Gemal beigelegt hatte, das einzige Töchterlein, das er hatte, geboren. Als ihm aber jenes sein holdes Weib gestorben war, da hatte es ihm unheimlich gedäucht in Asien und hatte eine unbeschreibliche Sehnsucht ihn in seine Heimath zurückgetrieben. Er wollte dort aber in seinem fünfzigsten Jahre nicht mehr um Königskronen streiten sondern um die himmlische und unverlierbare Krone, ob er die gewinnen mögte. Und so hatte er sich mit seiner Weisheit und seinen Schätzen wohl

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_286.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)