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und ihre Gedanken nicht in Acht nimmt, daß sie nicht ganz auf Gottes Wegen bleiben – ich meine, wenn sie etwas zu Junges und zu Lustiges denkt oder mit verbotenen Götzenbildern des Herzens spielt, wie unser Herr Pastor Scheer sagt, auf der Stelle stellt sich der schöngestreifte Buntjack ein und macht vor ihr seine Kratzfüße. Er macht sich gar leidig und freundlich heran, reicht Blumensträußchen, erbietet sich als Diener die Nußbeutel zu tragen, und spielt so mit tausend Bücklingen und Heuchlingen und Schmeichlingen um die Weibsen herum, daß die armen Begigelten und Behexten nicht wissen, wie ihnen geschieht, und nimmer gewahr werden können, welch ein Hahnenfüßler er ist. Auch kommt er wohl immer ganz wie von Ungefähr als ein feiner blöder Jüngling, als ein hübscher unschuldiger Knab, irgend ein buntes Vöglein auf der Hand tragend und sprechend: Sie sucht Blumen, schöne Jungfer, Sie will Nüsse pflücken – o komm Sie mit mir! ich weiß, wo schönste Blumen stehen, wo braune Nüsse in Menge hangen. Und so lockt er sie fort, und führt sie durch Blumen und Nüsse immer tiefer in den Wald, und lockt sie endlich auf den Burgwall – „o da ist eine ganz prächtige Aussicht, schöne Jungfer, ruft er, da kann Sie die schöne Welt mal weit umher überschauen.“ Da oben liegt aber ein kleiner rother runder Stein wie zu einem Sitz zurecht gemacht mit einem immer grünen Plätzchen da herum; da hat der Schelm Blumen und Nüsse hingestreut, und wohl rosenrothe Äpfel und Pflaumen, und heißt sie sich setzen und sich des Blicks über die weite Landschaft freuen. Aber siehe! wie sie heran

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_330.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)