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Geschichte aus Furcht verschwiegen und erst nach Verlauf von Jahren erzählt. Auch Pastor Manthey ist inne geworden, daß er gegen die losen und leichten Künste der Thrin sich nicht mit der gehörigen geistlichen Rüstung gewaffnet hatte, und daß sie an ihn durfte; er hat bemerkt, daß ihm ein Dieb an seine Schinken und Würste kam, und das ist auch die Thrin gewesen. Denn wie manche Nacht ist sie als Katze in Wiemen und Keller und Speisekammern geschlichen, und hat sich eine Wurst eine Spickgans oder ein Stück Schinken nach Hause getragen! Endlich war es ruchbar geworden, daß man oft eine unbekannte graue Katze durchs Dorf laufen gesehen, und daß auch andern Leuten auf eine ähnliche unbegreifliche Weise Manches abhanden gekommen war. Da lauerte der Pastor des Abends und in der Frühe oft genug auf mit einem geladnen Gewehr, aber nimmer hat er den schleichenden Dieb erwischen können. Endlich aber ist ihm die Katze mal in dem Garten in den Wurf gekommen, als er Sperlinge schießen wollte, und er hat ihr unverzagt aufs Leder gebrannt, und sie mit humpelndem Fuß über den Zaun springen und jämmerlich miauen gehört. Der Schäfer aber, der hinter dem Garten eben mit den Schaafen vorbeitrieb, als der Mantheysche Schuß fiel, hat erzählt, es sey neben ihm ein altes Weib über den Weg hingehinkt, die habe jämmerlich gewinselt und geheult, und sie habe ihm geklagt, des Krügers großer Hund habe ihr den Fuß blutig gebissen. So sey sie über die Zudarsche und Schoritzer Haide fortgehumpelt, und man habe ihr Gewinsel noch lange aus der Ferne hören können. Und das war wirk–

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 345. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_345.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)