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Damen die Zeit, indem sie sich untereinander kleine Feste geben, bei denen sie sich in neuen, kostspieligen Einfällen zu überbieten suchen. Für einen solchen Lunch wird eine bestimmte Farbe gewählt. Die neuliche war lila. Alle Blumendekorationen, auf dem Tisch, an den Wänden und Kronleuchtern, bestanden aus Parma-Veilchen, das Tischtuch war Spitzen bedeckte lila Seide, die Tischkarten lila Karton, Wirtin und Gäste trugen Kleider verschiedener lila Tönungen. Das kleine, sehr verzogene Töchterchen des Hauses war als Veilchen verkleidet. Madame Baltykoff erzählte, es sei während der ganzen Mahlzeit unausgesetzt rund um den Tisch herumgelaufen; die zärtliche Mutter bemerkte schließlich, daß ihre Gäste hiervon nervös wurden, aber anstatt das Kind hinauszuschicken, sagte sie ihm nur: »Dodo, darling, renn doch jetzt mal in der andern Richtung um den Tisch – es wird uns sonst schwindlig.«

Solche kleinen Damenfeste werden, wie alle sonstigen geselligen Begebenheiten auch, am nächsten Tage in all ihren Einzelheiten von den Zeitungen beschrieben. Die Öffentlichkeit des Privatlebens in Amerika ist immer von neuem ein Gegenstand des Staunens für uns Fremde. Sie erstreckt sich auf die kleinsten Handlungen der oberen 400. Das gesellschaftliche Debut einer jungen Dame aus

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/108&oldid=- (Version vom 31.7.2018)