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Besuche kamen. Es war möglichst unpraktisch, aber ganz standesgemäß. Ich beneidete die Gutsmamsell, die sich ehrlich ihr Brot verdiente, und ich suchte von ihr zu lernen. Die Verwandten lachten mich aus und sagten, ich würde sicher noch mal eine gute Partie machen. Na, sie haben ja in ihrer Art recht behalten – aber die Mamsell habe ich später erst recht beneidet!

Trotz aller bittern Stunden ist mir Garzin doch immer in der Erinnerung geblieben als das eine Fleckchen Erde, an das ich ein Recht habe, das Recht, das man durch Liebhaben erwirbt. In meinen Gedanken habe ich es unbewußt immer »zu Hause« genannt, obschon die Verwandten, denen es damals gehörte, längst tot sind und es jetzt, durch allerhand unverständliche Lehnsgesetze, Eigentum eines ganz fremden, alten Herrn geworden ist, der nie hinkommt, und sein bißchen kränkliches Leben von einem Badeort zum andern schleppt.

Dorthin will ich also morgen früh fahren, und bei dem Gedanken dieses Wiedersehens klopft mir das Herz – ich denke mir, so muß einem zu Mute sein, wenn man zu einem Stelldichein geht. Und es ist ja auch ein Stelldichein – mit der Vergangenheit !

Ich trete immer wieder ans Fenster, von dem

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/148&oldid=- (Version vom 31.7.2018)