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Seite:De Briefe die ihn nicht erreichten Heyking Elisabeth von.djvu/171

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noch mit untergelaufen; es fehlt an großen Kleiderschränken, dafür hat man in den Wohnzimmern wacklige Louis XVI. Etageren, auf denen zerbrechliche Nippes stehen. Das soll wahrscheinlich gemütlich aussehen. Aber im ganzen will es alles möglichst amerikanisch sein.

»Sie spielen hier ja Waldorf-Astoria,« sagte ich zum Direktor Specht, als wir ankamen. Der faßte das als höchstes Kompliment auf, murmelte etwas von »Pionier der Kultur in Berlin« und ist seitdem voll herablassender Aufmerksamkeiten gegen mich, beinah als wäre ich ein Botschafter. Denn nichts auf der Welt geht Herrn Direktor Specht über einen Botschafter: aber auch für Diplomaten weniger erhabenen Ranges ist in seinem Herzen ein warmes Plätzchen; sie erscheinen ihm als Träger vieler Möglichkeiten, mit denen man sich rechtzeitig gut stellen muß. Im ersten Speisesaal, dem der Privilegierten, sind mehrere Tische reserviert, an denen immer Diplomaten sitzen. Wenn Herr Direktor Specht diese Herren an ihre Plätze geleitet, hat er etwas so Feierliches und so einen Frieden auf Erden-Ausdruck, als vollzöge er eine heilige Handlung. Neulich stürzte er einem unserer zukunftsreichsten jungen Diplomaten schmunzelnd und händereibend in der Halle entgegen. »Herr Graf, ich gratuliere zu der Ernennung nach X.« »Was, lieber Specht,« antwortet

Empfohlene Zitierweise:
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/171&oldid=- (Version vom 31.7.2018)