um bei andern lange zu verweilen – aber wir müssen alle Stunden nehmen, wie sie sich unerbittlich folgen auf der großen Lebensuhr, gute und schlimme.
Was für Zeichen mögen wohl über Ihren Zukunftsstunden stehen, lieber Freund? Ich sinne nach und möchte den Schleier so gern etwas lüften können, und dann wieder denk ich, es ist besser, nicht zu fragen und zu forschen und sich nur der gegenwärtigen Frühlingsstunde zu freuen, wie die Mückenschwärme, die über dem See in der Sonne tanzen. Ich wünsche, daß viele, viele und nur schöne Stunden Ihrer harren mögen und diesen Wunsch sollen die wirklichen, warmen, goldigen Sonnenstrahlen mitnehmen und Ihnen bringen, wenn sie heute Abend meinen Blicken entschwinden, um Ihnen zu scheinen, auf der anderen Hälfte unserer schönen Frühlingswelt!
Die hier verlebten Tage, lieber Freund, haben mir so unendlich wohlgetan, daß es mir Vielgewanderten ganz schwer wird, wieder aufzubrechen und weiter zu ziehen. Ich habe ein unbestimmtes
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/185&oldid=- (Version vom 31.7.2018)