von einigen Spekulanten lancierte Nachrichten, um die Rubies zu drücken und sie billig kaufen zu können. Silberstein aber nahm die Nachrichten sehr ernst und sagte, sie seien der erste offene Ausdruck dessen, was man schon seit langem habe kommen sehen können. »Seit Monaten,« sagte er, »beginnt sich etwas tief in den Untergründen der dortigen Welt zu regen, als ob der Drache, der im Schoß der Erde ruht, sich mißmutig dehne und recke. In die innerste chinesische Volksmasse ist Leben gekommen. Lange haben die gelben Millionen nicht als Faktor gegolten, der bei Zukunftsrechnungen in Betracht kam. Jetzt scheint es, als wollten sie ihre lange Apathie abschütteln und mir ist oft, als holten sie zu einem großen Schlage aus.«
»Aber bester Herr,« unterbrach ihn Bartolo, »die Chinesen sind doch ein zufriedenes, leicht zu regierendes Volk!«
»Ja, das sind sie,« meinte Silberstein, »aber die Unzufriedenheit ist diesem resigniertesten aller Völker künstlich beigebracht worden. Sie verlangten nur das Leben mit all seinen Unvollkommenheiten ruhig weiter gleiten zu lassen, wie es seit den Tagen der Klassiker geschehen, aber immer zahlreichere Leute sind gekommen, die ihnen von Fortschritt und Wechsel sprachen und die alle irgend
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/194&oldid=- (Version vom 31.7.2018)