alten Kaufherrn mit dem langen Silberbart um etwas angegangen bin, aber heute hab ich ihn stürmisch gebeten: »Laß ihn nur leben, laß ihn nur gerettet sein, und ich will dafür auf alles verzichten, will ihn nie wiedersehen, nie mehr seine Stimme hören, nie mehr seine Hand halten – aber laß ihn leben, laß ihn gerettet sein.«
Ich weiß nicht, ob er mich erhört hat; und doch müßte er es eigentlich, denn es ist ein Handel so recht nach alttestamentlichem Sinn – ich biet ihm mein Leben, mein Glück, mein Alles an, um einen andern zu retten – solche Verträge soll er von altersher geliebt haben!
Gestern noch eine entsetzliche Beschreibung des Endes aller Fremden in Peking und heute bringt Wu-ting-fang dem Washingtoner Auswärtigen Amt ein Chiffre-Telegramm des amerikanischen Gesandten in Peking!
Es ist in allen Zeitungen abgedruckt: »In britischer Gesandtschaft unter fortwährendem Feuer chinesischer Truppen, rascher Entsatz allein kann allgemeines Massacre verhindern.«
Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/246&oldid=- (Version vom 31.7.2018)