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eigentliches Leben, dort bei Dir war stets mein wahres Ich.

Nun bist Du noch viel weiter fortgezogen zu allerfernsten Stätten. Aber auch dahin folg ich Dir. Ich muß Dir durch alle Zeiten schon so gefolgt sein, seit es Leben und Willen gab. Und geht Dein Weg durch die Weltenräume, zu anderen Erden, Monden und Sonnen, durch tiefe Nacht und weiß glühende Helle – ich folge Dir – ich kann nicht anders!


Mich dünkt, als läg ich hier seit vielen Wochen. Und es sollen doch nur wenige Tage sein. Raum und Zeit verschwimmen für mich. Die Minuten enthalten so endloses Leid, so verzehrende Sehnsucht, daß ich sie mühsam wie Ewigkeiten durchlebe. Vergangenes scheint so nahe, daß ich mit der Hand danach greife … aber die Hand selbst verschwimmt … das Fußende des Bettes schiebt sich in unendliche Weiten … ich sehe den eigenen Leib nicht mehr … er ist zur ganzen Welt geworden … und schmerzt … schmerzt vom ganzen Weltenweh.

Ich kann die Feder kaum halten …. alles verwirrt sich … und alles schmerzt …. immer ärger. Kälte … Finsternis. Ich kämpfe gegen

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/264&oldid=- (Version vom 31.7.2018)