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Nach längerem, vergeblichen Klingeln öffnete uns der Konsul selbst die Haustür und entschuldigte sich, »der Sam sei wohl beim Tischdecken«. Dann führte er uns in sein kleines Arbeitszimmer, wo wir einige deutsche Herren trafen, darunter auch den Generalkonsul mit seinem herzerfreuenden, ansteckenden Lachen. Der Konsul ist vor einigen Monaten hierher ernannt worden, und seine Frau ist ihm erst vor ein paar Tagen aus ihrer Schwarzwaldheimat mit ihren zwei kleinen Kindern nachgereist. Es ist ein rührend deutscher Zug, daß sie sich, selbst kaum eingerichtet, zu diesem Abend gleich einige Landsleute eingeladen haben, die ihn sonst allein mit ihrem Heimweh verlebt hätten.

»Meine Frau baut auf,« sagte der Konsul. Da kam sie schon selbst herein, sehr jung, mit aschblonden Zöpfen um den Kopf gesteckt, erstaunten blauen Augen, das ganze Gesichtchen von der Arbeit gerötet. Auf dem Arm trug sie einen dicken, einjährigen Jungen, mit denselben erstaunten blauen Augen; und neben ihr trippelte ein kleines, dreijähriges Mädchen, das mit wichtiger Miene eine Klingel hielt.

»Es ist alles fertig,« rief sie, »Evchen, nun klingle mal schön.«

Und Evchen klingelte, und wir alle folgten in das Wohnzimmer, wo der Baum strahlte. Mit

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/80&oldid=- (Version vom 31.7.2018)