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von Mainz[1] schleunigst und freundlichst durch einen Brief oder eine Gesandtschaft zu beglückwünschen, was offenbar die Kronbewerbung begünstigen sollte, und als Ernst einige Wochen später nach Prag ging, lieh man ihm in München Geld dazu[2].

Ueber den weiteren Verlauf der Wahlangelegenheit fehlen längere Zeit alle oder doch eingehende Nachrichten. Wir erfahren nur, dass Kurfürst Ernst Anfang Juli 1601 in Prag eintraf und im Gegensatz zu den seinen Verwandten gemachten Mittheilungen die baldige Ordnung der Nachfolge betrieb, dass er jedoch nichts erreichte und erst einige Wochen nach seiner Abreise einen unbestimmten Auftrag zur Förderung eines Wahltages vom Kaiser erhielt, und dass er dann auf diesen hin neue Verhandlungen mit dem Kurfürsten von Mainz anknüpfte, als er denselben Anfang November 1601, von Freising an den Rhein heimkehrend, besuchte[3]. Auch über die Besprechung mit dem Mainzer sind wir nur ungenügend unterrichtet[4], doch ist ein Schriftstück erhalten, welches den klaren Beweis liefert, dass Ernst seine Verwandten in der Wahlsache hinterging.

Es wurde jenen mitgetheilt als Gutachten, welches Ernst dem Mainzer hinterlassen habe, und befürwortete mit einer Reihe von Gründen die Verschiebung der Wahl[5]. Es findet sich aber nicht in den Mainzer Acten über die Wahlverhandlungen, obwohl dieselben vollständig erhalten sind[6], und in den dortigen Aufzeichnungen über Ernst’s Auslassungen sind nur diejenigen Gründe des Gutachtens aufgeführt, welche ebensowohl zur Befürwortung wie zur Bekämpfung einer baldigen Wahl dienen konnten; ja diese erscheinen dort als Erwiderung auf die Behauptung

  1. Am 15. Mai war Johann Adam von Bicken Kurfürst geworden. Die „kurze Relation“ bemerkt: „der herr coadjutor zu Cöln ist mit disem electo gar wol bekant und vertraut“.
  2. S. Nachfolge Anm. 289.
  3. S. Nachfolge 82 und 87 f.
  4. a. a. O. 88.
  5. „Jrer chfl. Dt. [von Köln] guetachten, so Mainz churf. hinderlassen worden. In reditu e Bavaria mense novembre an. 1601.“ Ma. 134/1, 275, von Speer’s Hand geschrieben.
  6. Dies darf um so zuversichtlicher behauptet werden, als auch in dem oben S. 52 Anm. 3 erwähnten Auszuge, welcher sehr eingehend berichtet, keine anderen Schriftstücke aufgeführt werden als die, welche noch jetzt vorliegen.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_062.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2023)