unbekannt: Die Frau | |
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auf ihn zu, um die politischen Neuigkeiten zu hören, die die Post gebracht, und die ihn der Gesellschaft entzogen haben.
„Nichts, meine Besten, gar nichts. Das Haus Baroch Levy in Berlin hat fallirt. Es war keine Potenz. Wolle flau. Börse günstige Stimmung; 5% Papiere sind von 69 auf 58 gefallen. Kurse fest. Tendenz gut.“
Ein andermal soll der Papa das Töchterchen ins Concert begleiten. Wie gewöhnlich ist dieses nach der Weise unserer Concertgeber zu einer ungeschickten Stunde, denn man muß die des Speisens verändern. Fräulein Rosa, eine Enthusiastin für Musik, wandert in stummer Verzweiflung von einem Fenster zum andern, bis endlich, aber viel zu spät, das Schlachtopfer des Staates und der Musikpassion seiner Tochter – er hat gar keine – eintritt, und mit einigen eben nicht ganz dem Familienverhältnisse anpassenden Bemerkungen empfangen wird. Alles war verstimmt, das Concert nur halb gehört und warum? Weil heute der Minister seine gewöhnliche Promenade vor Tische nicht gemacht hat und um den Herrn Hofrath hätte schicken können, was aber durch zehn Jahre noch nie der Fall war.
unbekannt: Die Frau. Carl Winiker, Brünn 1859, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Frau_anonym_1859.djvu/16&oldid=- (Version vom 21.11.2023)